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PASSION

Das Kreuz im Ostchor der St. Michaeliskirche in Hildesheim (Entwurf: Thomas Duttenhoefer) wird durch spezielle LED Spots ausgeleuchtet. Die Skulptur besteht aus rostrot korrodiertem Eisenguss, dessen feine Bearbeitungsspuren und Farbnuancierungen durch das warmweiße LED Licht eindrucksvoll dargestellt werden

Was mich bei meinem Besuch beeindruckt hat, war der Schattenwurf, der auf die beiden Mitgekreuzigten hinweist. Gewollt oder nicht – mir stand mit einem Mal die Szene auf Golgatha vor Augen, wobei mir klar ist, dass diese Hinrichtung damals furchtbar grausam war und jeglicher Ästhetik entbehrte. Jesus wurde, wie Abertausende damals, hingerichtet und erlitt den schändlichsten Tod am Kreuz.


Passionszeit heißt für uns: Wir nehmen uns ein paar Wochen Zeit, die Passion Jesu glauben zu lernen. Er hat uns leidenschaftlich geliebt. Der Kreuzestod Jesu und unsere christliche Deutung – dass er auf diese Weise die Sünde, nämlich die Trennung von Gott überwunden hat, durch sein stellvertretendes Leiden – diese Deutung seines Todes mag jeden anders ergreifen. Gewiss stößt die Figur eines Gehängten viele ab, da kann so ein Kruzifix noch so künstlerisch und ästhetisch gefertigt worden sein.

Den künstlerisch gestalteten Gekreuzigten heute sehe ich mit dem Gedanken der Auferstehung im Hinterkopf an. Er hat für mich gelitten und mich erlöst. So hat er allen Menschen eine Chance zu einem erneuerten Leben ermöglicht. Auf seine leidenschaftliche Liebe reagiere ich mit meiner gutgemeinten Liebe, so wie es der Liederdichter sagte: Ich will dich lieben, meine Krone, ich will dich lieben, meinen Gott; ich will dich lieben ohne Lohne, auch in der allergrößten Not. Ich will dich lieben, schönstes Licht, bis mir (der Tod) das Herze bricht. (Johann Scheffler 1657 Strophe 6).

Peter Dobutowitsch, Pastor i.R.

Peter Dobutowisch