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A TÄNNSCHEN PLEASE
Achtung! Es weihnachtet sehr.

Das neue Kirchenjahr hat gerade erst begonnen am 1.Advent. Wussten Sie, dass der Weihnachtskreis bis zum letzten Sonntag nach Epiphanias dauert? Mein Tipp: Kaufen Sie sich einen Tannenbaum, der bis zum 28.1.2024 durchhält. A Tännschen please.

Aber eigentlich ist diese sprachliche Leihgabe aus dem Sächsischen nur ein verbales Vehikel, um damit auf die Weihnachtszeit hinzuweisen. Englisch: Attention please! D.h. Achtung! Und worauf, na, dass es weihnachtet.

Was bedeutet eigentlich „es weihnachtet sehr“? Klar, Theodor Storm „Knecht Ruprecht“: Von drauss’ vom Walde komm ich her / Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr …! Aber dieses Gedicht hat herzlich wenig mit dem Evangelium zu tun. Knecht Ruprecht droht der nachwachsenden Menschheit Prügel an, wenn sie nicht brav waren. Vor der Bescherung wurde nämlich gefragt: Sind’s gute Kind, sind’s böse Kind? – Meines Wissens muss niemand brav sein, um von Gott geliebt zu werden…

Es weihnachtet sehr zweiter Versuch: Weihnachtliche Genussmittel erklären den Sachverhalt auch nicht wirklich, denn die werden schon seit September bei den Discountern angeboten. Und im September ist Spätsommer. Da ist man so was von weit weg von „weißer Weihnacht“, wie nur was. Die Schokoweihnachtsmänner tragen ebenso nicht zur Aufklärung bei, denn die sehen nur äußerlich nach Weihnachten aus, innerlich sind sie hohl.

Was macht das Fest also gehaltvoll? Traditionen. Ja, da stimme ich zu. Die wunderbaren Dinge, die immer wiederkehren, alle Jahre wieder, und die vertraut sind: Vertraute Gerüche, vertrautes Brauchtum, vertraute Stimmungen. Dass man sich Zeit für die Familie nimmt, ist auch gut. Und die Geschenke sind toll. Sie müssen gar nicht üppig ausfallen. Für religiös geprägte Menschen ist aber die Weihnachtsgeschichte der Knüller. Warum? Weil sie den Glauben stärkt, obwohl sie unglaublich ist. Es ist eine völlig alltägliche Geschichte:
Solider Handwerker mit hochschwangerer Ehefrau muss aus Gründen einer Verwaltungsmaßnahme in seine Heimatstadt zurück und sich registrieren lassen. Alle Herbergen sind überfüllt. Das Kind kommt in einem Stall zur Welt.
Ab dann wird es echt krass: Es wird erzählt, dass es gar nicht Josefs Kind ist, sondern der Sohn Gottes, der da in der Krippe liegt. Das ist fast genauso verrückt wie Christstollen im September. Ab da stellen sich zwei
­Fragen: 1) Was bedeutet es, für den Sohn Gottes, wenn er ein Mensch wird? 2) Und können wir Menschen womöglich zu Kindern Gottes werden? Diese Fragen könnten Interessierte in dieser Weihnachtszeit zu lösen versuchen. Wie wär’s?

Nochmal zum Mitschreiben: „Wie kann ich ein Kind Gottes werden?“ Finden Sie es selbst heraus. In den Kirchen werden sie dazu umfassend aufgeklärt.

Frohes Fest!

Peter Dobutowitsch, Pastor i.R.

Peter Dobutowisch